Soooo ich bin mal so frei und erwecke die Werkbank mal wieder zum Leben mit einem kleinen Projekttagebuch. Das Projekt hat zwar mittlerweile ein paar Wochen auf dem Buckel aber vielleicht sind ein paar nette kleine Anregungen dabei
Das ganze ist als Beitrag für den Infamy-Wampcontest entstanden. Die Bauzeit liegt mit urlaubsbedingten Unterbrechungen bei grob 3 Monaten und irgendwas bei 200 Stunden tatsächlicher Arbeit. Wobei ein Grossteil der Zeit auf richtig schön stumpfsinnige und wiederkehrende Arbeiten entfallen ist. So etwas wie Bücher basteln und bemalen und Ziegelsteine kleben. :D
Intro
Wie bin ich zu dem Thema gekommen? In erster Linie fand ich den Watson von Infamy schon immer toll. Sehr englisch, ein bisschen Gentleman und ein Grossteil von genialem Wahnsinn in einer Miniatur vereint. Der Holmes aus dem Set war hingegen nie so ganz mein Favorit. Zu dünn, su lang und irgendwie zu sehr wie der Schurke aus dem ersten Holmes-Film mit R.Downey Jr. ...
Dennoch hatte ich bei beiden schon immer ein Bild vor Augen, wie sie gerade ein armes Opfer foltern um Informationen aus ihm heraus zu pressen, oder einfach nur weil es ihnen gerade danach ist ... irgendwo düster, schwarz und unheimlich. Allerdings hatte ich nie einen wirklichen Anreiz diese Szene auch umzusetzen, vor allem weil mir die Mini von Holmes nicht zu 100 Prozent gefallen hat. Der Wettbewerb war hier ein guter Startpunkt, um einerseits die Miniaturen zu kaufen (Schatz ich kaufe die ja für den Wettbewerb) und andererseits die Szene etwas weiter zu spinnen.
Die Szene
Die Grundidee war wie erwähnt eine Komposition aus Holmes, Watson und einem armen Schlucker zu bauen, den das Glück gerade so richtig verlassen hat. Die beiden Hauptdarsteller habe ich ausgehend von den Miniaturen in Ihren Charaktereigenschaften extrem vereinfacht:
Holmes: ruhig, bösartig, intelligent ... jemand, der einen anlächelt und ruhig ein gedicht rezitiert und dabei das Messer in der Wunde ohne Regung herumdreht.
Für Holmes hatte ich das Bild einer alten Bibliothek und einem Studierzimmer im Kopf. Regale mit doppelter Mannshöhe, riesige Folianten, ein Kamin, Kerzenleuchter, Teppiche und alte Bilder an den Wänden. Es sollte einerseits heimelig, aber auch roh wirken. Letzteres um zumindest ein klein wenig Steampunk in die Szene zu bekommen.
Watson: brutal, verrückt aber auch wissenschaftlich interessiert.
Er sollte in der Szene ein etwas anderes Spielfeld bekommen, mit Elementen der Bibliothek, die aber mit anderen Details zu einem Folterkeller werden. Das heisst, Werkzeuge, Experimente, Säcke mit undefinierbaren Teilen ...
Opfer: nun ja ein armer Tropf, vielleicht ein Konkurrent im Kampf um das Verbrecherimperium in London. Dieser arme Kerl sollte zwischen Holmes und Watson platziert sein. Auf einer Streckbank oder einer OP-Lafette. Befragt durch Holmes und chirurgisch angepasst durch Watson.
Diese Charakterisierungen haben bei mir dann schon viele Bilder mit interessanten Details hervorgerufen. Für die Details sind bei mir kleine Geschichten entstanden, teilweise vor dem bauen, teilweise während dem bauen. Nicht alle Geschichten sind dabei wirklich erklärt oder gezeigt, vieles ist einfach in meinem Kopf als Assoziation verblieben.
Erste Schritte
Die Idee war da, Miniaturen hingegen noch nicht. Also habe ich mit den ersten einfachen Elementen für den Hintergrund angefangen. Insgesamt wollte ich 2 Wände als Hintergrund haben. Eine längere Wand für Holmes mit grossen Regalen und Kamin und eine kürzere Wand für Watson mit seinen Werkzeugen und Hobbyutensilien. Die Wände sollten in einem rechten Winkel zusammengefügt den Hintergrund für das Diorama geben.
Die erste Wand
Begonnen habe ich hier mit dem Bücherregal. Als Ziel hatte ich hier eine Höhe von etwa 1,5-2 mal der Körperhöhe von Holmes. Ohne Figuren musste ich hier ins Blaue raten was die Grösse angeht. Da die Infamyminis mit 35mm angegeben sind machte ich die Regale 6 cm hoch, die Bücher würden später etwa 5-7mm hoch werden, was im Maximum der Grösse von Holmes Torso entspricht. Dies kommt bei grossen Folianten etwa hin, ich habe hier auch diverse Architekturbücher, die 45cm hoch sind ...
Die Regale und der Kamin wurden aus Plastikkarton gebaut und zwischen quadratischen Hohlprofilen platziert. Der Kamin ist hier das Zentrum der Wand zwischen den beiden Regalen. Ich wollte hier ein rustikales Aussehen der Wand erzwingen indem die Flächen zwischen Holzbalken mit Klinker ausgemauert sein sollten. Durch die Materialien hat es in der Materialität ein nettes Spiel zwischen warm und kalt und fest und weich. Dies würde später auch bei der Bemalung helfen. Der Grossteil der Wand besteht aus Plastikkarton in den Stärken 0,25mm, 0,50mm und 1mm für die tragenden Teile (also der Hintergrund).
Die Klinkerwände wurden alle Stein für Stein geklebt mit Gipsklinkersteinen. Als Abstandhalter habe ich hier dünne Streifen aus Plastikkarton dazwischen geklebt und die Wand am Ende mit liquid green stuff bepinselt um ein schöneres Fugenbild zu bekommen. Die klinkerwände haben mich viele Nerven gekostet, weil es eine unglaublich stupide langweilige Arbeit ist, aber immerhin gefällt mir die Wand so ein wenig besser als wenn sie aus Greenstuff geknetet oder aus Gips geritzt ist.
Die Kerzenhalter sind auf ein Stück gebogenen Draht modelliert. Die Abtropfschalen habe ich dabei auf einer glatten Oberfläche separat modelliert, nach dem Trocknen ein Loch in die Mitte gebohrt und auf den Draht aufgefädelt.
Der Bilderrahmen stammt von reality in scale.
Holzstrukturen
Das Fachwerk um die Klinkerwände sollte etwas verwittert, trocken und alt wirken. Die Holzstruktur sollte also eine möglichst gut erkennbare gröbere Struktur haben. Da die Plastikprofile relativ weich sind kann man hier mit einer Feile oder einem spitzen Werkzeug sehr gut Strukturen einritzen. Für die Holzstruktur kann man relativ chaotisch feine Kratzer in die Oberfläche einbringen und dann abschliessend mit etwas mehr Druck ein paar tiefere geschwungene Rillen. Der Boden wurde später für das Parkett ähnlich behandelt, allerdings habe ich hier mit einem Lineal als Führung etwas genauer und vor allem gleichmässiger gearbeitet.
Die Bücher
Diese sind eigentlich total einfach herzustellen. Man braucht nur die richtige Idee Ich habe hier Steifen aus 0,25mm Plastikkarton mit 5-7mm Breite geschnitten. Zusätzlich habe ich kleine Quader mit Abmessungen von 2mmx3mm und 3mmx4mm und verschiedenen Dicken (1mm bis 2mm) geschnitten. Diese Quader habe ich mit etwas Randabstand auf die dünnen Streifen geklebt (immer ein Buch nach dem anderen) und dann den Streifen um die Kante des Quaders gebogen und mit Sekundenkleber auf der anderen Seite fixiert. Nun einfach den Streifen mit etwas Abstand zum Quader kappen und der Rohling ist fertig. Die Seiten habe ich dann jeweils mit greenstuff gefertigt. Einfach den überstand ausgefüllt und die Modelliermasse eingedrückt, so dass etwa 0,5mm des Buchdeckels überstehen. Dann mit einem Skalpell leicht auf die Fläche gedrückt um die feinen Seiten zu Formen. Und fertig
Das Ganze dann 100 mal und die Regale sind gefüllt. Zum modellieren der Seiten und zum späteren bemalen bietet es sich an die einzelnen Bücher in Gruppen zu 3-5 Büchern zusammenzukleben.
In Kürze geht es dann weiter ..... muss erst die nächste "wall of text" vorbereiten :D
Das ganze ist als Beitrag für den Infamy-Wampcontest entstanden. Die Bauzeit liegt mit urlaubsbedingten Unterbrechungen bei grob 3 Monaten und irgendwas bei 200 Stunden tatsächlicher Arbeit. Wobei ein Grossteil der Zeit auf richtig schön stumpfsinnige und wiederkehrende Arbeiten entfallen ist. So etwas wie Bücher basteln und bemalen und Ziegelsteine kleben. :D
Intro
Wie bin ich zu dem Thema gekommen? In erster Linie fand ich den Watson von Infamy schon immer toll. Sehr englisch, ein bisschen Gentleman und ein Grossteil von genialem Wahnsinn in einer Miniatur vereint. Der Holmes aus dem Set war hingegen nie so ganz mein Favorit. Zu dünn, su lang und irgendwie zu sehr wie der Schurke aus dem ersten Holmes-Film mit R.Downey Jr. ...
Dennoch hatte ich bei beiden schon immer ein Bild vor Augen, wie sie gerade ein armes Opfer foltern um Informationen aus ihm heraus zu pressen, oder einfach nur weil es ihnen gerade danach ist ... irgendwo düster, schwarz und unheimlich. Allerdings hatte ich nie einen wirklichen Anreiz diese Szene auch umzusetzen, vor allem weil mir die Mini von Holmes nicht zu 100 Prozent gefallen hat. Der Wettbewerb war hier ein guter Startpunkt, um einerseits die Miniaturen zu kaufen (Schatz ich kaufe die ja für den Wettbewerb) und andererseits die Szene etwas weiter zu spinnen.
Die Szene
Die Grundidee war wie erwähnt eine Komposition aus Holmes, Watson und einem armen Schlucker zu bauen, den das Glück gerade so richtig verlassen hat. Die beiden Hauptdarsteller habe ich ausgehend von den Miniaturen in Ihren Charaktereigenschaften extrem vereinfacht:
Holmes: ruhig, bösartig, intelligent ... jemand, der einen anlächelt und ruhig ein gedicht rezitiert und dabei das Messer in der Wunde ohne Regung herumdreht.
Für Holmes hatte ich das Bild einer alten Bibliothek und einem Studierzimmer im Kopf. Regale mit doppelter Mannshöhe, riesige Folianten, ein Kamin, Kerzenleuchter, Teppiche und alte Bilder an den Wänden. Es sollte einerseits heimelig, aber auch roh wirken. Letzteres um zumindest ein klein wenig Steampunk in die Szene zu bekommen.
Watson: brutal, verrückt aber auch wissenschaftlich interessiert.
Er sollte in der Szene ein etwas anderes Spielfeld bekommen, mit Elementen der Bibliothek, die aber mit anderen Details zu einem Folterkeller werden. Das heisst, Werkzeuge, Experimente, Säcke mit undefinierbaren Teilen ...
Opfer: nun ja ein armer Tropf, vielleicht ein Konkurrent im Kampf um das Verbrecherimperium in London. Dieser arme Kerl sollte zwischen Holmes und Watson platziert sein. Auf einer Streckbank oder einer OP-Lafette. Befragt durch Holmes und chirurgisch angepasst durch Watson.
Diese Charakterisierungen haben bei mir dann schon viele Bilder mit interessanten Details hervorgerufen. Für die Details sind bei mir kleine Geschichten entstanden, teilweise vor dem bauen, teilweise während dem bauen. Nicht alle Geschichten sind dabei wirklich erklärt oder gezeigt, vieles ist einfach in meinem Kopf als Assoziation verblieben.
Erste Schritte
Die Idee war da, Miniaturen hingegen noch nicht. Also habe ich mit den ersten einfachen Elementen für den Hintergrund angefangen. Insgesamt wollte ich 2 Wände als Hintergrund haben. Eine längere Wand für Holmes mit grossen Regalen und Kamin und eine kürzere Wand für Watson mit seinen Werkzeugen und Hobbyutensilien. Die Wände sollten in einem rechten Winkel zusammengefügt den Hintergrund für das Diorama geben.
Die erste Wand
Begonnen habe ich hier mit dem Bücherregal. Als Ziel hatte ich hier eine Höhe von etwa 1,5-2 mal der Körperhöhe von Holmes. Ohne Figuren musste ich hier ins Blaue raten was die Grösse angeht. Da die Infamyminis mit 35mm angegeben sind machte ich die Regale 6 cm hoch, die Bücher würden später etwa 5-7mm hoch werden, was im Maximum der Grösse von Holmes Torso entspricht. Dies kommt bei grossen Folianten etwa hin, ich habe hier auch diverse Architekturbücher, die 45cm hoch sind ...
Die Regale und der Kamin wurden aus Plastikkarton gebaut und zwischen quadratischen Hohlprofilen platziert. Der Kamin ist hier das Zentrum der Wand zwischen den beiden Regalen. Ich wollte hier ein rustikales Aussehen der Wand erzwingen indem die Flächen zwischen Holzbalken mit Klinker ausgemauert sein sollten. Durch die Materialien hat es in der Materialität ein nettes Spiel zwischen warm und kalt und fest und weich. Dies würde später auch bei der Bemalung helfen. Der Grossteil der Wand besteht aus Plastikkarton in den Stärken 0,25mm, 0,50mm und 1mm für die tragenden Teile (also der Hintergrund).
Die Klinkerwände wurden alle Stein für Stein geklebt mit Gipsklinkersteinen. Als Abstandhalter habe ich hier dünne Streifen aus Plastikkarton dazwischen geklebt und die Wand am Ende mit liquid green stuff bepinselt um ein schöneres Fugenbild zu bekommen. Die klinkerwände haben mich viele Nerven gekostet, weil es eine unglaublich stupide langweilige Arbeit ist, aber immerhin gefällt mir die Wand so ein wenig besser als wenn sie aus Greenstuff geknetet oder aus Gips geritzt ist.
Die Kerzenhalter sind auf ein Stück gebogenen Draht modelliert. Die Abtropfschalen habe ich dabei auf einer glatten Oberfläche separat modelliert, nach dem Trocknen ein Loch in die Mitte gebohrt und auf den Draht aufgefädelt.
Der Bilderrahmen stammt von reality in scale.
Holzstrukturen
Das Fachwerk um die Klinkerwände sollte etwas verwittert, trocken und alt wirken. Die Holzstruktur sollte also eine möglichst gut erkennbare gröbere Struktur haben. Da die Plastikprofile relativ weich sind kann man hier mit einer Feile oder einem spitzen Werkzeug sehr gut Strukturen einritzen. Für die Holzstruktur kann man relativ chaotisch feine Kratzer in die Oberfläche einbringen und dann abschliessend mit etwas mehr Druck ein paar tiefere geschwungene Rillen. Der Boden wurde später für das Parkett ähnlich behandelt, allerdings habe ich hier mit einem Lineal als Führung etwas genauer und vor allem gleichmässiger gearbeitet.
Die Bücher
Diese sind eigentlich total einfach herzustellen. Man braucht nur die richtige Idee Ich habe hier Steifen aus 0,25mm Plastikkarton mit 5-7mm Breite geschnitten. Zusätzlich habe ich kleine Quader mit Abmessungen von 2mmx3mm und 3mmx4mm und verschiedenen Dicken (1mm bis 2mm) geschnitten. Diese Quader habe ich mit etwas Randabstand auf die dünnen Streifen geklebt (immer ein Buch nach dem anderen) und dann den Streifen um die Kante des Quaders gebogen und mit Sekundenkleber auf der anderen Seite fixiert. Nun einfach den Streifen mit etwas Abstand zum Quader kappen und der Rohling ist fertig. Die Seiten habe ich dann jeweils mit greenstuff gefertigt. Einfach den überstand ausgefüllt und die Modelliermasse eingedrückt, so dass etwa 0,5mm des Buchdeckels überstehen. Dann mit einem Skalpell leicht auf die Fläche gedrückt um die feinen Seiten zu Formen. Und fertig
Das Ganze dann 100 mal und die Regale sind gefüllt. Zum modellieren der Seiten und zum späteren bemalen bietet es sich an die einzelnen Bücher in Gruppen zu 3-5 Büchern zusammenzukleben.
In Kürze geht es dann weiter ..... muss erst die nächste "wall of text" vorbereiten :D
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